Typisch für den Nordhang der Rehburger Berge sind die Streuobstwiesen. Großkronige Obstbäume an diesen Hängen bieten einer Vielzahl bedrohter Arten Unterschlupf, Nahrung und Brutstätten - ein ganz besonders schützenwertes Biotop am Rande unserer Dörfer.
Vom NABU der Samtgemeinde werden mehrere Streuobstwiesen betreut. Einige von ihnen sind bereits sehr alt, doch es werden auch neue Obstwiesen mit alten Sorten angelegt, um neuen Lebensraum zu schaffen und um die Natur erlebbar zu machen.
Im Landkreis sind Grundstücksgrößen von 400 qm bis zu 10 000 qm zu finden, die entweder von den Gruppen gepachtet werden oder in deren Besitz sind. Die Wiesen werden nicht mit Pestiziden oder anderen Chemikalien behandelt.
Streuobstwiesen bedürfen einer intensiven und regelmäßigen Pflege, um sie zu erhalten. Auf den Einsatz von Großgeräten sollte dabei weitestgehend verzichtet werden, um Insekten sowie Kleinsäuger nicht zu gefährden. Das Kurzhalten der Wiese kann durch eine schonende, extensive Mahd, die nicht zu früh durchgeführt wird, um das Aussähen von Blühpflanzen zu gewährleisten, geschehen.
Eine weitere Maßnahme ist die Beweidung mit Schafen oder Pferden, die sich kontinuierlich um die Pflege der Wiese kümmern. Meist sind die Wiesen von Hecken umsäumt, die im Winter zurückgeschnitten werden sollten.
Und auch die Obstbäume müssen regelmäßig verjüngt werden.
Ohne Verjüngung oder Kronenauslichtung droht ein Auseinanderbrechen der Bäume. In den frühen Jahren müssen Erziehungsschnitte durchgeführt werden, um den hochstämmigen Bäumen ihre spätere Form zu geben.
Streuobstwiesen bieten vielen Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum. Da auf den Einsatz jeglicher Chemikalien verzichtet wird, kann sich Flora und Fauna hier ungestört entwickeln. Ihre vielfältigen Strukturen leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und beheimaten bis zu 5000 verschiedene Tierarten.
Beispielsweise gibt es viele Säugetiere, die die Strukturvielfalt von Streuobstwiesen zu schätzen wissen. Obst und Insekten dienen ihnen als abwechslungsreiche Nahrung, Hecken fungieren als perfekte Biotopvernetzung und dienen als Verstecke für die Aufzucht der Jungen.
Viele Vogelarten fühlen sich hier wohl, darunter Gartenrotschwanz, Specht, Dompfaff, Gartenbaumläufer, Wiedehopf, Halsbandschnäpper, Sumpfmeise, Steinkauz, Neuntöter und Pirol. Diese finden ein ausreichendes Nahrungsangebot und geeignete Brutmöglichkeiten vor.
Für viele Tierarten, die früher einmal oft anzutreffen waren, sind Streuobstwiesen mittlerweile der letzte Rückzugsort geworden. Zu den noch nicht selten gewordenen Säugern zählen verschiedene Fledermausarten, Siebenschläfer, Igel und Feldhase.
Auch unterschiedliche Amphibien- und Reptilienarten gibt es hier, z.B. die noch recht häufigen Erdkröten und Grasfrösche. Aber auch seltener zu beobachtende Tiere wie Salamander, Eidechsen, Blindschleichen oder Ringelnattern können auf Streuobstwiesen angetroffen werden.
Dank einer naturverträglichen Nutzung von Streuobstwiesen ist ein Insektenreichtum vorhanden, den es auf konventionellen Nutzflächen schon
lange nicht mehr gibt. Schon allein ein hochstämmiger Apfelbaum kann bis zu 1000 unterschiedliche Insektenarten beherbergen.
Als „Unkräuter“ geltende Pflanzen, wie z.B. Disteln, werden normalerweise mit chemischen Mitteln eliminiert. Auf Streuobstwiesen lässt man sie aber unbeeinträchtigt wachsen, denn sie dienen einer ganzen Reihe von Insekten als Futterpflanzen. Unter den Insekten gibt es auch viele Spezialisten, die auf das Vorhandensein einer ganz bestimmten Pflanze angewiesen sind.
Ackerhummeln, Hornisse, Wildbiene, Schwalbenschwanz und Kleiner Fuchs sind nur einige der häufigsten Insektenarten, die den Lebensraum für sich entdeckt haben.
Zu den Pflanzen der Krautschicht, die auf Streuobstwiesen vorhanden ist, gehören unter anderem Frauenmantel, Herbstzeitlose, Schafgarbe und Wiesenschaumkraut. Auch Salbei, Bocksbart, Margerite, Habichtskraut, Glocken- und Flockenblume sind anzutreffen.
Häufig anzutreffen ist die bekannte Gartenkreuzspinne. Weiterhin sind Kürbis-, Strecker- und Labyrinthspinnen heimisch.
Als Nahrungstier spielen Spinnen eine wichtige ökologische Rolle, nahezu alle Vogelarten ernähren sich von ihnen. Zu erwähnen ist auch, dass Weg- und Grabwespen Spinnen benötigen, um ihren
Nachwuchs zu füttern.
Für die Imkerei spielen Streuobstwiesen eine bedeutende Rolle. Da Bäume und Blühpflanzen zu unterschiedlichen Zeiten blühen, können sich die Honigbienen über einen langen Zeitraum mit Pollen versorgen und gesunden Honig produzieren.
Die Bienen auf der Obstwiese sorgen für die notwendige Bestäubung und den Ertrag: Ohne die Pollen sammelnden Insekten wären die Früchte deutlich kleiner und insgesamt weniger Kirschen, Äpfel
& Co. zu ernten.
Auf Streuobstwiesen werden ausschließlich hochstämmige, traditionelle Obstsorten angebaut, die das Gegenteil zur heutigen weitverbreiteten Niederstammplantage darstellen.
Hochstämmige Bäume sind robust und können deshalb sehr alt werden. Dafür tragen sie aber auch sehr viel später erst Früchte als die Niederstämme.
Bei den NABU-Gruppen im Landkreis Schaumburg sind die verschiedensten heimischen alten Obstsorten anzutreffen.
Auf allen Streuobstwiesen sind Äpfel als häufigste Fruchtart vertreten. Daneben sind Birnen, Pflaumen, Mirabellen, Kirschen und Walnüsse zu finden. Doch auch Besonderheiten kann man entdecken, wie z.B. den Speierling, der in Bückeburg und Lindhorst wächst.
Weiterhin ist in Bückeburg die Elsbeere vorhanden und auf der Streuobstwiese des NABU Obernkirchen wächst eine Mispel.
Viele alte Obstsorten sind nur regional vorhanden, wie z.B. der Extaler Apfel aus dem Kreis Lippe.
Der Speierling ist ein Wildobstbaum, der als Unterbau für Apfelbäume genutzt werden kann und sehr widerstandsfähig ist. Er gedeiht auch auf ungünstigen Böden und kann bis zu 600 Jahre alt werden. Dieser Baum ist in Deutschland nur noch selten anzutreffen.
Hier sind einige Sorten, die auf den Schaumburger Streuobstwiesen vorzufinden sind:
Kirschen
Sam
Hedelfinger Riesen
Büttners rote Knorpel
Schneiders Späte Knorpel
Birnen
Williams Christbirne
Köstliche aus Charneu
Triumph aus Vienne
Äpfel
Jakob Lebel
Schöner aus Boskoop
Gravensteiner
Kaiser Wilhelm
Biesterfelder Renette
Extertaler
Geheimrat Dr. Oldenburg
Roter Boskoop
Daneben sind weitere alte heimische Obstsorten wie Vogelkirsche, Walnuss, Wildapfel, Wildbirne, Hauszwetsche und Eberesche vorhanden.
Streuobstwiesen der Samtgemeinde Sachsenhagen:
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